Eisenbahnverkehr

Am Morgen des 18. September 1844 setzte sich in Altona um acht Uhr der erste Sonderzug in Richtung Kiel in Bewegung. Der Zug bestand aus der Lokomotive "Diana" und 20 Waggons. Die Bahnhöfe auf der Strecke als auch die Bahnwärterhäuschen waren für den Festtag geschmückt. Um elf Uhr traf der Sonderzug in Kiel ein. So war die "König-Christian-VIII.-Ostseebahn" auf der Strecke von Altona nach Kiel eröffnet worden.

Bei der Bevölkerung stieß der Bau der Einbahnstrecke durch Schleswig-Holstein nicht überall auf Begeisterung. So vertrieben in Horst die Bauern mit Stöcken die Vermessungsbeamten. In Elmshorn setzten Fuhrleute, Gast- und Schankwirte, sowie andere Geschäftsleute dem Plan Widerstand entgegen. Man befürchtete, dass die "bessere Kundschaft" zukünftig in Altona einkaufen würde und außerdem sei die Eisenbahn ruhestörend und feuer- und lebensgefährlich für Mensch und Tier. 

Fortan befuhr vormittags und nachmittags je ein Personenzug die Strecke Altona - Kiel und in Gegenrichtung Kiel - Altona. Der tägliche Güterzug fuhr um 18:30 Uhr ab Altona, hielt in Neumünster und fuhr von dort nach einer nächtlichen Pause um 05:00 Uhr nach Kiel weiter, wo er um 06:15 Uhr eintraf. Von Kiel fuhr der Güterzug um 19:00 Uhr ab, von Neumünster ging es nach einem Stopp Übernacht um 04:00 Uhr weiter. Ankunft in Altona war gegen 07:00 Uhr.

Aber mit der Pünktlichkeit war es meist so eine Sache. So berichtete der Holsteinische Courier in der Ausgabe vom 09.02.1899: „Am gestrigen Abend traf der in Neumünster sonst um 6 Uhr 15 Min. einlaufende Kieler Personenzug mit bedeutender Verspätung ein. Die Ursache dieses späteren Eintreffens war, daß auf Haltestelle Einfeld die Pferde des Milchhändlers Herrn Bening von hier scheu geworden waren. Dieselben zerbrachen die geschlossene Schranke am Haltepunkt daselbst und gelangten so auf den Bahnkörper in der Richtung nach Neumünster zu. Aus diesem Grunde mußte der Zug zwischen Einfeld und hier mehrere Male halten, bis die Pferde, welche noch einen Theil des Wagens mitgenommen hatten, vom Bahnkörper wieder entfernt waren, worauf der Zug ungehindert weiter fuhr.“

Die Eisenbahnhaltestelle in Einfeld wurde 1897 errichtet. Um dorthin zu gelangen, mussten die Fuhrwerke von der Dorfstraße über die Kieler Chaussee fahren. Die Fußgänger wählten den Richtweg über Äcker und durch Zäune. Der Zug hielt nur nach Bedarf. Anfänglich übersah der Lokführer gelegentlich das unscheinbare Holzhäuschen und fuhr bis Bordesholm durch, so dass er zurückfahren und die wartenden Fahrgäste abholen musste. Die Zahl der Badegäste am und im Einfelder See stieg infolge besserer Verkehrsverbindungen durch die Eisenbahn und die 1928 gegründetet Omnibusgesellschaft gewaltig an. Nachweislich konnten an besonders guten Sonntagen über 10.000 Besucher gezählt werden.

Eine Güterabfertigung gab es anfangs noch nicht. Die Fracht musste nach wie vor von Bordesholm oder Neumünster abgeholt werden. Im Holsteinischen Courier vom 02.03.1900 ist zu lesen, daß die Gemeinden Groß-Harrie, Klein-Harrie, Einfeld, Schönbeck, Loop und Umgebungen  vor längerer Zeit sich mit einem Gesuch an die Königliche Eisenbahndirektion in Altona gewandt hatten, zwecks Einrichtung einer  Güterabfertigungsstelle auf dem Haltepunkt Einfeld. "Zu diesem Zweck war am 27. Februar Herr Eisenbahnbetriebsinspektor  Schmidt-Kiel in Sander's Gasthof am Einfelder Bahnhof anwesend, um, auf geschehene Einladung, mit Vertretern und Eingesessenen aus sämtlichen obengenannten Gemeinden zu verhandeln. Auf dieser Versammlung fanden die umfassensten  und  eingehendsten Erhebungen über den Umfang des in Einfeld einzurichtenden Güterverkehrs statt.

Da aber nach dem Ausspruch des Herrn Inspektors Schmidt ohne Zuschuß von Geldmitteln  seitens  der Interessenten es kaum angängig sein dürfte, die erwünschte Güterabfertigungsstelle einzurichten, werden sich die Gemeinden wohl oder übel mit der Frage beschäftigen müssen, ob sie einen, wenn auch nur mäßigen, Geldzuschuß dazu bewilligen wollen. Das größte Interesse an dem Vorhaben haben unzweifelhaft vornehmlich die auf Station Einfeld befindlichen Fabriken, sowie die Molkereien und Ziegeleien der Umgegend, die jedenfalls  bereit sein würden, einen angemessenen Zuschuß zu gewähren. Wird auf Station Einfeld wirklich eine Güterabfertigungsstelle eingerichtet, ist es wohl eine unausbleibliche Folge, daß mit der Zeit von selbst noch mehr Fabriken entstehen.“

Heute hält in Einfeld nur die Regionalbahn. Bis Anfang April 2009 war es die Nord-Ostsee-Bahn, kurz N-O-B, seit 04.04.2009 die Deutsche Bahn. Um in Richtung Kiel zu fahren ist es ausreichend. Dagegen ist ein Fahrt in Richtung Hamburg immer mit einem Umsteigen auf dem Hauptbahnhof in Neumünster verbunden. Täglich durchfahren aber Personen- und Güterzüge den Bahnhof von Einfeld, sodaß zeitweise mit längeren Wartezeiten an den Schranken zu rechnen ist. Mit der Elektrifizierung der Strecke konnten auch ICE-Verbindungen zwischen Hamburg und Kiel eingerichten werden, wobei diese dampflosen Züge nur durchzischen.

Wenn der Reisende im Zuge von Hamburg nach Kiel den Bahnhof Neumünster eben verlassen hat und kurz hinter Einfeld zufällig oder absichtlich den herrlichen Blick über den tiefliegenden Einfelder See nach dem welligen und waldbestandenen Westufer erhascht, ahnt er nicht, dass der Zug bei seiner diagonalen Durchquerung Holsteins jetzt den höchsten Punkt des Schienenstranges erreichte. Unmerklich fällt der Weg wieder ab zum Tal der Eider. Die hohen Moränenhänge, besonders an ihrem Ostufer, erinnern den Reisenden daran, dass er sich nun in Ostholstein befindet und lassen ihn eben deshalb nicht vermuten, dass sein Weg die höchste Stelle zwischen Unterelbe und Kieler Förde schon vorher bei Einfeld überschritten hat. Unbemerkt wurde der Punkt erreicht und wieder verlassen.

Das Bahnhofsgebäude wurde verkauft und wurde zu einem Restaurant umgebaut. Der Bahnhofsvorplatz wurde mit einem Pendlerparkplatz und überdachten Fahrständern deutlich aufgewertet. Im Jahre 2003 wurde die Bahnstation Einfeld modernisiert durch zwei 76cm hohe Bahnsteige, ausgestattet mit Blindenstreifen und behindertengerechten Rampen. 

Auszug aus dem Fahrplan für Personen- und Güterzüge zwischen Kiel und Altona aus dem Jahr 1844
(Landesarchiv S-H, Abt. 73, Nr. 45)



Das alte Stationsschild vom Einfelder Bahnhof. Es hängt jetzt an einem Carport.


Das heutige Stationsschild am Einfelder Bahnhof.


Die Nord-Ostsee-Bahn fuhr bis Anfang April 2009 auf der Strecke. Seit dem 04.04.2009 bringt die Deutsche Bahn AG die Pendler nach Kiel oder zum Hauptbahnhof von Neumünster. Dort haben sie Anschluß nach Hamburg und Rendsburg.


Der ICE hält leider nicht in Einfeld. Zusteigen kann man ab Neumünster Hauptbahnhof zur Weiterfahrt nach Hamburg und weiter.


Täglich verkehren auf der Strecke schwere Güterzüge. Aufgrund der Fahrpläne kann es zeitweise zu längeren Wartezeiten an den Bahnübergängen kommen.


Der Regionalexpress, der zwischen Hamburg und Kiel im Stunden-Takt verkehrt, hält leider nur in Ausnahmefällen in Einfeld.


Die Doppelstockwaggons werden seit 2009 für die Regionalexpresszüge auf der Strecke eingesetzt.

Quellen: (1.) 
"Die Altona-Kieler Eisenbahn" Christoph Karich - Sonderdruck des Landesarchivs Schleswig-Holstein  (2.) "Einfeld. Vom Bauernhof zur Großgemeinde" - Festschrift zur Einweihung der Mehrzweckhalle am 24.08.1956 (3.) "Mitteilungsblatt Nr. 17 anno 1969 für die Gemeinde Einfeld" - Sonderausgabe der Einfelder Notizen (4.) "Kieler Erinnerungstage: 12. Februar 1905" von Christa Geckeler