Geschichte der Wehr - Teil 2

In den Jahren 1937 - 1947 wurden keine Protokolle mehr geschrieben. Der 1936 in die Wehr eingetretene spätere Wehrführer Hans Brix hat diese Zeit 1947 in einem Bericht zusammengefasst. Der Kohlenhändler Carl Sander, der vielen Einfeldern sicherlich bekannt ist (er starb 1981), wurde Nachfolger als Wehrführer. Doch der von ihm vertretene Führungsstil und die strenge militärische Ausbildung fanden keinen Anklang. Carl Sander wurde bereits 1939 bei einem Appell vom Kreiswehrführer abgesetzt und der ehemalige Schriftführer Hans Schröder, der spätere Bürgermeister, als Nachfolger eingesetzt. Der Übungsbetrieb und das Leben in der Wehr normalisierten sich.

Der am 1. September ausgebrochene 2. Weltkrieg brachte der Wehr die wohl schwersten Einsätze in ihrer Geschichte. Mit dem Anfang 1942 in Dienst gestellten Löschfahrzeug (einem LF 8) mussten die Kameraden zu härtesten Einsätzen in Neumünster, Kiel und insbesondere Hamburg ausrücken. Wer wie wir Jüngeren nur Filme und Bilder von diesen furchtbaren Ereignissen gesehen hat, kann sich das Ausmaß des Schreckens wohl kaum vorstellen.

Hier ein Auszug aus dem Bericht von Hans Brix: „Nachts um 3 Uhr gab es Alarm. Schnell waren die Vorbereitungen erledigt. Für die eigene Verpflegung wurde Proviant mit genommen. Joachim Sachau gab Brot und Kaffee sowie Limonade genügend mit. Hans Brix gab den nötigen Aufschnitt. Nach 1 1/2stündiger Fahrt trafen wir in dem schwer getroffenen Hamburg ein. Durch mehrere Angriffe, die Hamburg schon hatte, war es schwer, sich in diesen Trümmern zurechtzufinden Wir bekamen Order nach dem Hauptbahnhof In der Nähe, an der Alster, stand Gerät an Gerät ... Mit mehreren Wehren hatten wir die Feuerbekämpfung des Hauptbahnhofs übernommen Wir bekamen aber nicht die Gewalt über diese Feuersbrunst ... Über das Ausmaß der Zerstörung in diesen Tagen konnten wir nicht viel mitbekommen Nur so viel, dass es schrecklich sein musste ...“ Über den Einsatz in Kiel heißt es: „Über uns die Flieger bei Vollalarm, ein in Deckung gehen gab es nicht Wie oft fuhren wir wissentlich über Blindgänger, weil wir hindurch mussten.“ Leider kann hier nicht mehr zitiert werden, als Abschluss soll allerdings noch ein Satz stehen, der, obwohl kurz, sehr viel aussagt: „Geist und Kameradschaft halfen uns aber über Vieles hinweg.“

Nach Kriegsende wurde Wehrführer Schröder von der Besatzungsmacht interniert. Der Kaufmann Paul Voß ließ sich vom amtierenden Bürgermeister Bartels „zum Wehrführer machen“. Er hatte, so kann man lesen, „keine Ahnung“. So leitete der stellvertretende Wehrführer Hermann Schweede die Wehr brandschutztechnisch. Einige Kameraden traten aus der Wehr aus. Auf Anordnung des Kreisbrandmeisters Grabke kam es am 24. Juni 1947 zur Wahl eines Wehrführers. Gewählt wurde der Schlachtermeister Hans Brix. An diesem 24. Juni 1947 traten übrigens unser heutiger Wehrführer Horst Boldt, unser langjähriges Vorstandsmitglied Kurt Arp und unser Ehrenmitglied Robert Kröger in die Wehr ein.

Während Einfeld im Jahre 1887 ca. 350 Einwohner gehabt hatte, also ein kleines Dorf war (um 1800 waren es sogar nur 117), hatte es sich bis 1940 zu einer Gemeinde mit 1 400 Einwohnern entwickelt und war zu einem Vorort der Industriestadt Neumünster geworden. Unternehmungslustige Handwerker schufen sich hier eine eigene Existenz. Die in Neumünster zahlreich vorhandenen Arbeitsplätze machten auch das Wohnen in Einfeld interessant. Der 2. Weltkrieg mit seinen verheerenden Folgen sorgte dafür, dass die Einwohnerzahl in Einfeld rasant anstieg. Zum einen durch die überwiegend aus Kiel kommenden Menschen, die - dort meist mehrfach ausgebombt - in der im Krieg erbauten Finnenhaussiedlung eine neue Bleibe fanden, zum anderen, gegen und nach Ende des Krieges, durch die Flüchtlinge aus dem Osten, denen Einfeld eine neue Heimat bot. Denken wir hier nur an die Straßen Kreuzkamp, Stubbenkammer und Krückenkrug z. B. Die Einwohnerzahl stieg auf weit über 5.000 und erreichte 1962 sogar stolze 6 200. Einfeld war damit zu einer Großgemeinde geworden, die noch dazu einen überproportionalen Anteil an Jugendlichen hatte.

Die Entwicklung, die unser Dorf nahm, konnte natürlich auch an der Freiwilligen Feuerwehr nicht vorübergehen. Im Jahresbericht 1947/48 heißt es, dass die „lähmenden Nachkriegserscheinungen“ überwunden wurden. Da es Probleme gab, das LF 8 und den Anhänger gemeinsam unterzustellen, wurde am See ein Gerätehaus eingerichtet. Die Teilnahme an den Übungen war „außerordentlich gut“, die Wehr befand sich wieder auf klarem Kurs und beging ihr 6üjähriges Jubiläum mit einem Stiftungsfest. 1949 hatte sie 37 aktive, 22 passive und 9 Ehrenmitglieder.

Im Juni 1951 fand zum zweiten Mal ein Kreisfeuerwehrtag in Einfeld statt. Dieser nahm einen so hervorragenden Verlauf, dass ihm im Protokollbuch zwei Sonderseiten gewidmet wurden. Aus heutiger Sicht interessant ist, dass der Tag um 06:30 Uhr mit dem Weckruf durch eine Feuerwehrkapelle begann, eine Delegiertenversammlung stattfand und der Festball auf sieben Sälen gefeiert wurde. Berechtigter Stolz spricht aus folgendem Satz: „Es darf ohne Übertreibung gesagt werden, dass Einfeld dieses Tages würdig war.“

Zu den Einsätzen konnten die Männer der Wehr inzwischen mit Hilfe einer Sirene gerufen werden, die, auf der alten Schule installiert, das Feuerhorn ablöste. Größere Einsätze gab es in dieser Zeit nicht, jedoch forderte das Moor fast jedes Jahr die Einfelder Wehr heraus. Die Gemeinde Einfeld trug den wachsenden Anforderungen, denen die Wehr ausgesetzt war, Rechnung und plante den Bau eines neuen Gerätehauses. Dieses wurde am 14. Juni 1953 eingeweiht, woran auch die Wehren aus Loop, Schönbek und Mühlbrook teilnahmen. Es stand in der Dorfstraße neben dem Amtsgebäude der Gemeinde, dort, wo auch unser heutiges Gerätehaus seinen Standort hat. Die Schaffung des Gerätehauses war symptomatisch für die gute Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde und der Freiwilligen Feuerwehr. In diesem Jahr wurde die Wehr, außer zu einigen Einsätzen in Einfeld, zu zwei Großfeuern in Tasdorf bzw. Schönbek gerufen.

Im Jahr 1954 fand ein Wechsel im Amt des Wehrführers statt. Der bisherige Amtsinhaber Hans Brix verzichtete auf eine Wiederwahl. So wurde Asmus Heeschen, der Vater unseres Hauptlöschmeisters Harald Heeschen, am 25. Oktober 1954 zum neuen Wehrführer gewählt. Die Wehr hatte in diesem Jahr 33 aktive, 42 passive und 11 Ehrenmitglieder. Die nächsten Jahre unter Wehrführer Asmus Heeschen verliefen relativ ruhig, die Mitgliederzahl blieb konstant. Einige ernste Einsätze waren allerdings zu bestehen.

So am 20. Mai 1956, als ein Großfeuer das Torfwerk vernichtete. Sechs Wehren waren hier im Einsatz: Im Februar 1958 fiel ein großer Torfschuppen den Flammen zum Opfer. Über die vielleicht größte Brandkatastrophe, die Einfeld in den letzten Jahrzehnten erlebte, steht im Protokollbuch geschrieben: „Am 27. April 1958 wurde ein Sonntagmorgen mit der Feuersirene begrüßt. Ein Großfeuer hatte das Anwesen des Bauern Helmut Bustorff erfasst. Es entwickelte sich trotz aller Hilfe zu einem Großbrand, wie es in Einfeld wohl selten erlebt wurde. Das alte weichgedeckte Haus stand ringsumher in einem Flammenmeer. Da der Hauptbrandherd der Kuhstall war, wurde fast der gesamte Rinderbestand sowie einige Schweine ein Raub der Flammen. Trotz verzweifelter Bemühungen der Feuerwehr konnte dieser große Schaden nicht vermieden werden.“ Viele unserer älteren Kameraden werden sich sicher noch an dieses schreckliche Geschehen erinnern können.

Im Jahre 1959 wurde Willy Blunck, der langjährige Gerätewart, nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst zum Ehrenmitglied ernannt. Christian Wichmann, Großvater der Oberfeuerwehrmänner Ernst-Hinrich und Christian Nohrden, gab in diesem Jahr sein Amt als Stellvertretender Wehrführer ab. Sein Nachfolger wurde Willi Nagel, der diese Funktion bis zum 20. März 1987, also 28 Jahre lang, ausübte. Das Jahr 1962, in dem die Wehr ihren 75. Geburtstag feiern konnte, wurde leider überschattet von dem Jahrhundertsturm, der am 16./17. Februar zu der großen Flutkatastrophe führte, die in Hamburg und Schleswig-Holstein mehrere hundert Opfer forderte. In Einfeld wurde das Dach der Mehrzweckhalle vom Sturm herabgeweht. Die Männer der Wehr bargen zwei Tote aus den Trümmern.

Am 6. März 1962 legte Oberbrandmeister Asmus Heeschen sein Amt als Wehrführer nieder, da er die Altersgrenze erreicht hatte. Zu seinem Nachfolger wählte die Wehr einen Mann, der ihr auch heute, 25 Jahre danach, noch vorsteht: Horst-Joachim Boldt. In diesem Jahr hatte die Freiwillige Feuerwehr 33 aktive Mitglieder, heute sind es 49. Den 63 passiven Mitgliedern stehen heute 250 gegenüber. Seine erste Bewährungsprobe hatte der neu gewählte Wehrführer mit der Durchführung des Amtsfeuerwehrtages am 21. Juli 1962 anlässlich des 75jährigen Bestehens. Das Fest ging glänzend „über die Bühne.“

Die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde Einfeld wird in den Protokollen immer wieder hervorgehoben. Insbesondere ist hier der Bürgermeister Bruno Fuhlendorf zu nennen. So ist es nicht verwunderlich, dass die Gemeinde 1964 ein Löschfahrzeug für die Wehr bestellte. Dieses, ein LF 16 mit 800 Liter Tank, wurde ihr am 16. Mai 1965 feierlich übergeben. Es ist noch heute bei uns, und dank Unserer guten Pflege sieht man ihm sein Alter nicht an. Von dem im Jahr 1965 „nur“ 23 Jahre alten LF 8 wird im Protokoll berichtet, dass es schon zu den Veteranen zählt. Die Zeiten ändern sich halt. Natürlich führte die Anschaffung des neuen Fahrzeugs wieder zu einem Raumproblem, welches aber einige Jahre später gelöst werden sollte. Vorher jedoch hatte sich die Wehr das Ziel gesetzt, die Leistungsbewertung zu bestehen. Nachdem zunächst die bronzene Plakette errungen worden war, konnte am 5, November 1967 die silberne als Lohn für den Übungsfleiß in Empfang genommen werden.

Mit dem Bau des neuen Gerätehauses in der Dorfstraße mit vier Stellplätzen, einer Wohnung für den Gerätewart, einer Kleiderkammer und einem Schulungsraum wurde am 19. August 1970 begonnen. Schon bald stellte sich jedoch heraus, das Wohnung, Schulungsraum und Kleiderkammer dem Rotstift zum Opfer fallen mussten. Denn Einfeld, das 1969 noch seine 825-Jahrfeier abgehalten hatte, war keine selbständige Gemeinde mehr, sondern - zum Leidwesen vieler Einwohner - Stadtteil von Neumünster im Zuge einer Gebietsreform geworden.

Bevor am 26. April 1970 die Eingemeindung vollzogen wurde, fand am 6. März 1970 die letzte Generalversammlung im selbständigen Einfeld statt. Um den, von der Gemeinde quasi als Abschiedsgeschenk für die Wehr bestellten Kommandowagen gab es scharfe Auseinandersetzungen, denn dieser sollte der Berufsfeuerwehr zur Verfügung gestellt werden. So geschah es denn nach langen Debatten leider auch. Die Wehr erhielt dafür vom Zivilschutz ein LF 16 TS. Das alte LF 8 wurde ausgemustert. Die Alarmierung blieb über Jahre hinweg ein Reibungspunkt, an dem sich die Gemüter erhitzten. Erst in den letzten Jahren konnte dieses Problem einigermaßen gelöst werden, Es wurden fast alle Kameraden mit einem Funkmeldeempfänger ausgerüstet, und wir haben die Sofortalarmierung durchgesetzt.

Die Einweihung des neuen Gerätehauses fand am 15. Oktober 1972 statt. Die Zeit der Kompromisslösungen war endlich vorbei. Um die Schlagkraft zu erhalten und weiter zu verbessern wurden auch in den folgenden Jahren regelmäßig Übungsabende der Gruppen, der gesamten Wehr sowie Dienstbesprechungen durchgeführt, die durchweg gut besucht werden. So ist die Wehr hervorragend gerüstet, wenn sie um Hilfe gebeten wird. Die schönen Sommer in den Jahren 1975, 1976 und 1977 führten dazu, dass viele Einsätze auf dem Moor erforderlich wurden, da sich durch die langen Trockenperioden und warmen Winde auch kleine Brände rasch ausbreiteten. Erst die Anfang der 80er Jahre begonnene Renaturierung des Moores hat Abhilfe geschaffen.

Zu einem vollen Erfolg wurde das 90jährige Jubiläum, welches am 5./6. August 1977 in Verbindung mit unserem Vogelschießen gefeiert wurde. Am Abend des ersten Festtages wurde die von uns erworbene Fahne geweiht. Die Veranstaltung bei Fackelschein, abgeschlossen von einem „Großen Zapfenstreich“ ist in die Annalen der Wehr eingegangen, die zu diesem Zeitpunkt 42 aktive, 121 fördernde und 8 Ehrenmitglieder zählte.

In den folgenden Jahren tat sich dann in Bezug auf die Ausrüstung der Wehr einiges. So übernahm man am 8. August 1981 ein TLF 8 Unimog von der Wehr Tungendorf-Stadt. Dieses zu diesem Zeitpunkt schon fast zwanzig Jahre alte Fahrzeug hätten die Einfelder Feuerwehrleute gerne bereits einige Zeit vorher, zur Zeit der vielen Einsätze auf dem Moor, bei sich gesehen. Zwischenzeitlich wurde das Fahrzeug ausgemustert. Eine großzügige Spende unseres passiven Mitgliedes, Herrn Hermann Hornung, ermöglichte es uns im Jahre 1981 unter anderem, ein Zelt für ca. 100 Personen zu erwerben, welches wir insbesondere bei Feiern, die der Förderung der Kameradschaft bzw. der Kontaktpflege zu unseren passiven Mitgliedern dienen, gerne benutzen.

Der Startschuss für den schon lange geplanten Anbau eines Schulungsraumes und einer Küche fiel im September 1982. Eine Zeit hatte es so ausgesehen, als wenn das Vorhaben aus Kostengründen platzen würde. So aber konnte am 26. Oktober 1982 das Richtfest gefeiert werden. Die Einweihung dieses Anbaues, der sich harmonisch in das Gesamtbild unseres Gerätehauses einfügt, fand am 30. April 1983 mit vielen Gästen statt.

Im März 1984 wurde der Wehr ein RW (Rüstwagen) 1 übergeben, der mit vielerlei Geräten bestückt für technische Hilfeleistungen hervorragend geeignet ist, Dieses Fahrzeug wurde der Wehr ebenso vom Amt für Zivilverteidigung und Katastrophenschutz zur Verfügung gestellt wie im letzten Jahr ein LF 16 TS. In Einfeld stehen also zur Zeit folgende Fahrzeuge zur Brandbekämpfung und Hilfeleistung zur Verfügung: ein LF 16 mit 800 Liter Tank, zwei LF 16  TS, ein RW 1. Diese Fahrzeuge sind technisch gut bestückt. Die Feuerwehrkameraden werden auf Übungsabenden, bei Atemschutzgeräteträger- und Maschinistenlehrgängen bei der Berufsfeuerwehr Neumünster sowie auf Lehrgängen in Harrislee geschult, um mit dem zur Verfügung gestellten Material jederzeit den Schutz der Bewohner des Stadtteiles Einfeld sicherstellen zu können, getreu dem Wahlspruch: "Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr.“